Welche Auswirkungen schlechter Schlaf auf Ihre Gesundheit hat
Und wie gut schlafen Sie? Kopfschmerzen, Tagesmüdigkeit, Stimmungsschwankungen, Heißhungerattacken und Konzentrationsprobleme sind nur einige Folgen, die zu wenig Schlaf haben kann. Diese Symptome können bei verkannten Schlafproblemen auftreten.
Der Grund für viele Beschwerden ist oft ganz banal – und wird gerade deshalb nicht erkannt. Ausreichend und guter Schlaf ist nämlich unumgänglich für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Schließlich zählt Schlaf neben Essen und Trinken zu unseren biologischen Notwendigkeiten. Schon nach einem Tag Schlafentzug sinkt die Körpertemperatur ab, man fühlt sich unterkühlt. Der Herzschlag wird schneller, das Immunsystem fährt seine Leistung auf Sparflamme herunter, und es werden weniger weiße Blutkörperchen produziert.
Auch neurologische Auswirkungen, das sogenannte Default Mode Network, wird nun bemerkbar: Dabei gerät ein Bereich, der für die Hirnaktivität ohne Außenreize zuständig ist, aus dem Lot. Dadurch kommen Fehler im Signalaufbau und -abbau ins Spiel. Die Folge: Das Kurzzeitgedächtnis funktioniert nur noch mit etwa 60 Prozent Leistung. Bei Anbruch der zweiten Nacht ohne Schlaf nehmen die physiologischen Effekte des Entzugs weiter zu. Experimente zeigen, dass ein Schlafentzug von 96 Stunden und mehr als absolut untragbar empfunden wird.
Doch der Ausnahmezustand beginnt weitaus früher: „Die Leistung eines Menschen, der 24 Stunden wach ist, ähnelt der von jemandem mit einem Blutalkoholwert von rund einem Promille“, sagte der anerkannte Schlafexperte Alfred Wiater 2014 in einem Interview mit der Hamburger Morgenpost. Er weist bereits seit Jahren auf die Gefahr hin, dass Schlafmangel in der heutigen Gesellschaft zunehmend zum Problem werden könnte.
51 Prozent der Menschen schlafen schlecht
Tatsache ist, dass guter Schlaf keine Selbstverständlichkeit ist. So erleben laut einer deutschen Forsa-Studie 51 Prozent der 1.500 Befragten ihren Schlaf als nicht erholsam. Doch wer dauerhaft zu wenig oder schlecht schläft, muss mit Konsequenzen rechnen, was auch der Leiter des Interdisziplinären Schlafmedizinischen Zentrums der Charité in Berlin, Ingo Fietze, gegenüber dem Handelsblatt bestätigt: „Wir wissen seit diesem Jahr, dass mehr als zehn Jahre zu kurzer oder zu schlechter Schlaf an die Lebenserwartung geht.“
Zusammengefasst kann man sagen: Schlechter Schlaf macht DDAK:
– Dumm
– Dick
– Alt und
– Krank.
Schlechter Schlaf macht dumm
Tatsächlich ist Schlafen für unsere Konzentration und unsere Gedächtnisleistung essenziell. Wer schlecht schläft, greift auf eine geringere Gedächtnisleistung zurück. Auch das Lernen wird erschwert: Schließlich verarbeiten wir während der Nacht alles, was wir tagsüber aufgenommen und erlebt haben.
Die Neurowissenschaft weiß heute, dass die akute Verarbeitung von Informationen und deren Abspeicherung im Gehirn in denselben neuronalen Netzwerken stattfinden wobei beide Prozesse miteinander unvereinbar sind. Darum wird die Information in das Langzeitgedächtnis im Wesentlichen erst zu einer Zeit abgespeichert, in der das Gehirn keine Informationen aufnehmen muss: im Schlaf.
Wer aufgrund von schlechtem Schlaf auch tagsüber an einer Konzentrationsstörung leidet, ist nicht dazu fähig, sich von Reizen abzuschirmen, um sich auf eine Sache ausrichten zu können.
Mindestens sieben Stunden sollten wir jede Nacht gut schlafen. Dabei macht es Sinn, immer zu ähnlichen Zeiten ins Bett zu gehen und aufzustehen, damit sich der Körper an einen Schlaf-Wach-Rhythmus gewöhnt.
Schlechter Schlaf macht dick
„Schlank im Schlaf“ ist tatsächlich mehr als ein Werbeversprechen von Diätberatern. Denn Verdauung und der Fettstoffwechsel werden – so wie sämtliche andere Körperfunktionen – über den Hormonhaushalt geregelt. Und ausgerechnet dann, wenn wir schlafen, werden die Hormone Leptin und Grehlin ausgeschüttet: Diese beiden Botenstoffe hemmen das Hungergefühl. Wenn wir zu wenig schlafen, ist der Hormonspiegel zu niedrig, und Heißhungerattacken sind fast vorprogrammiert.
Schlechter Schlaf macht alt
Ganz ähnlich verhält es sich mit den „Anti Aging-Hormonen“. Denn auch das Wachstumshormon Somatropin wird nur im Schlaf produziert. Dieses wichtige Hormon ist zuständig für die Zellerneuerung und für sämtliche Reparaturprozesse im Körper. Wir zu wenig davon produziert, zeichnen sich Falten und Fältchen schneller ab, und die Haut verliert rascher ihren frischen Teint. Auch Pickel können durch Schlafmangel regelrecht zu sprießen beginnen: Schließlich produziert der Körper in wachen Nächten mehr vom Stresshormon Cortisol, das schnell zu Hautunreinheiten führt.
Schlechter Schlaf macht krank
Die Liste von Krankheiten, die durch zu wenig oder schlechten Schlaf entstehen, ließe sich endlos führen. An erster Stelle zu nennen sind gewiss Herz-Kreislaufkrankheiten, die vor allem durch Stresshormone gefördert werden. So ergab eine Untersuchung aus Frankreich mit über tausend Teilnehmern, dass Menschen, die regelmäßig nicht mehr als 5 Stunden pro Nacht schlafen ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufweisen.
Auch eine Forschergruppe um Professor Francesco Capuccio aus Coventry in Großbritannien hat in einer groß angelegten Untersuchung aus 15 prospektiven Studien mit insgesamt knapp 475.000 Teilnehmern herausgefunden, dass die Nachtruhe für die Herzgesundheit wesentlich ist: Die jeweiligen Studien beobachteten die Teilnehmer über einen Zeitraum von sieben bis 25 Jahren. Dabei kam es bei rund 8.400 Teilnehmern zu einem kardiovaskulären Ereignis, zu dem auch der Herzinfarkt gehört. Die Forscher stellten fest, dass sowohl zu wenig als auch zu viel Schlaf dem Herz und den Gefäßen schaden kann und dadurch das Risiko für Herzprobleme und Verschlusskrankheiten, etwa auch Schlaganfälle, erhöht.
Auch der Blutzuckerspiegel steigt an, wenn wir zu wenig schlafen. Auf Dauer kann sich daraus Frühdiabetes entwickeln. Zudem können sich Stoffwechselerkrankungen entwickeln, da Schlafmangel den gesamten Hormonhaushalt durcheinanderbringt. Die Anfälligkeit für Entzündungen steigt, und wer körperlich dauerhaft geschwächt ist, wird auch psychisch immer weniger Kraft haben: So stehen auch Depressionen und Burnout ganz oben auf der Liste der gesundheitlichen Folgen, die Schlafmangel haben kann.
Fazit Schlechter Schlaf
Schlafpropleme sind weit verbreitet und betreffen mehr als die Hälfte aller Menschen. Die gesundheitlichen und psychischen Folgen von schlechtem Schlaf werden oft unterschätzt. So wirkt sich eine schlechte Nachtruhe über längeren Zeitraum auf Verdauung und Stoffwechsel, Gewichtsregulation, Konzentrationsleistung und Langzeitgedächtnis sowie auf den Alterungsprozess des Menschen aus. Erwiesen ist: Wer über längere Zeit hinweg schlecht schläft, wird DAKK – dumm, dick, alt und krank! Auch die Lebenserwartung von Wenig- und Schlechtschläfern sinkt nachweislich, raten Medizinier. Es lohnt sich also, die Voraussetzungen zu schaffen, um gut, ausreichend und gesund zu schlafen!